Partnerschaft
Typ:
spielerisch
Zum Kanzler, dem Regenten, schlich
der Lobbyist, das Schmiergeld im Gewande,
ihn schlug der Prüfer in Bande.
„Was wolltest du mit der Kohle? Sprich!“
entgegnet ihm finster der Prüferich.
„Meine Kunden vom Gesetze befreien!“
„Das sollst du mit redlicher Arbeit bereuen!“
„Ich bin“, spricht jener, „zu keiner Arbeit bereit,
werde so nicht vergeuden mein Leben;
doch soll ich auch dir vom Schwarzgelde geben,
die Jahre der nächsten Regierung, gib mir die Zeit,
dann sind noch mehr Wähler zum Zahlen bereit;
ich lass dir ein‘s meiner Konten als Bürgen,
darüber magst du, entrinn ich, verfügen.“
Da lächelt der Prüfer mit arger List
und spricht nach kurzem Bedenken:
„Diese Zeit, die will ich dir schenken;
Doch wisse, wenn sie verstrichen die Frist,
eh‘ du auch mich geschmieret, mit Lobbyistenlist,
so wird dein Konto verblassen,
und dir wird das Gesetz nicht erlassen.“
Und er kommt zum Kanzler: „Der Prüfer gebeut‘,
dass ich mit redlicher Arbeit beende mein feudales Leben
und so bezahle das frevelnde Streben.
Doch will er mir gönnen fünf Regierungsjahre mehr Zeit,
sodass noch mehr Wähler zum Zahlen bereit;
So sei auch forthin der Wähler Pflanzer
und blende noch Jahre weiter als bleibender Kanzler.“
Und schweigend umarmt ihn der treue Freund
und liefert sich aus dem unwissenden Wähler –
der andere ist der Mächtigen Vermähler.
Und ehe die nächste Regierung erscheint,
sind Gesetze mit der Reichen Wünschen vereint.
Er eilt heim mit sorgender Seele,
damit er den Bonus nicht verfehle.
Da gießt unendliche Zahlung herab,
die Wähler sind die unwissenden Quellen,
die das Geld auf die richtigen Konten stellen.
Und die Medien senden Schande hinab.
Da sagt er zum Kanzler: „Sie schaufeln unser Grab“,
denn donnernd sprengen der Medien Wogen
der Lügengebäude krachende Bogen.
Und trostlos irrt der Kanzler an Wählergunst‘s Rand,
doch, wie weit er auch spähet und blicket
und seine Phrasen, die leeren, verschicket,
Die bringen ihn nur weg vom sicheren Strand,
und so fährt er nicht nur sich selbst gegen die Wand.
Kein Parteifreund hält ihm die Stange,
die vielen Lügen werden zur Plage.
Er spricht zum Volke mit rhetorischer Kunst,
die Hände zum Himmel erhoben
und bittet: „Oh Hemme der Wähler toben!“
Es eilen die Tage, und des Wählers Gunst
verglüht in selbst gelegter Feuersbrunst.
Denn: Kann er sein Wahlziel nicht erreichen,
so wird er ohne Partei verbleichen.
Doch erneut wachset der Wähler Wut,
und Rede auf Rede zerinnet –
und Stimme um Stimme entrinnet.
Es treibt ihn die Gier, er fasst sich Mut
und stellt sich mutig der Wähler Disput
und blendet mit falschen Versprechen
das Volk, lässt Angst und Zweifel zerbrechen.
Er gewinnet die Wahl, steht nicht zum Wort,
wie zum Trotze dankt er dem blinden Volke.
Da stürztet die gierige Rotte
hervor aus des Schmiergelds sicherem Ort,
den Posten ihm sperrend und schnaubet: „Hinfort!“
und hemmen des Politikers Gier
und drohen ihm: „Kassieren und bestimmen tun wir!“
„Was wollt ihr?“ ruft er vor Schrecken bleich.
„Ich habe nur, was die Wähler mir geben
und das soll bleiben mein Segen“.
Und zückt brisantes Material sogleich:
„Um meiner Pfründe willen – erbarmet euch!“
Und drei mit brisantem Wissen bringt er zum Schweigen,
den anderen braucht er sein Wissen nicht mehr zu zeigen.
Bis zum Halse stecken im treibenden Sand
die Banken, denn im Soge der unendlichen Krisen
sinken des Landes Konten noch mehr in die Miesen.
„Oh befreie gnädig aus der Lobbyisten Hand –
und aus der Gemeinschaft Einfluss, mein Land!
Will den Kanzler auch anderen lassen,
und so kann meine Macht langsam verblassen.“
Und horch! Kaum noch sprudelt es silberhell,
es wird kein Geld mehr an ihn verwiesen.
Und so vermisst er die guten Devisen;
es kommt nicht mehr, geschwätzig schnell,
auf sein Konto ein lebendiger Quell,
und traurig liest er die Zahlen,
nichts erfrischt mehr die brennenden Qualen.
Denn niemand lässt länger über den Tische sich ziehen.
Da steht es groß auf der Zeitungen ersten Seiten
von gigantischen Schulden und staatlichen Pleiten,
von Politikern, die zu den Versorgungsposten sich müh`n;
Er will dem Desaster doch noch entfliehen,
da hört er das Volk die Worte sagen:
„Jetzt wird der Kanzler an Wählers Kreuze geschlagen!“
Er will nur noch weg, zum „Reichtum verkosten“,
doch ihn jagen der Sorge Qualen:
Denn es schimmern in Abendrots Strahlen
von ferne der Firmen lukrative Posten,
die extra geschaffen auf Wählers Kosten.
Und er sieht, wie des Geldes unredliche Hüter
verteilen, die vom Volke gestohlenen Güter.
Nein, so rette ich mein Land nicht mehr,
kann des Landes Geschick nicht mehr lenken,
nicht mit Tauen an meinen Gelenken!
Von Stunde zu Stunde versage ich mehr,
und rechne hier nicht mit friedlicher Wiederkehr.
Bisher konnten mir meinen Glauben,
der Experten Warnungen nicht rauben.
Jetzt ist es zu spät, und so kann ich nicht
Euch, dem Volke, redlich erscheinen,
doch nie soll die Not mich mit euch vereinen.
So denke das Volk im Traume nicht,
dass ich den Menschen halte die Pflicht,
ich habe Gold an vielen geheimen Fronten,
und glaube weiter an schwarze, ausländische Konten.
Die Sonne geht unter, da steigt er empor;
und sieht die Flucht schon gerettet,
weich in den Sitz seines Jets gebettet;
verbrannte Erde hinter sich lassend,
denkt er lachend zurück an der Wähler wütenden Chor.
Er landet im Schwarzgelds blühendem Orte
und öffnet die, das Paradies verheißende, Pforte.
Und Erstaunen ergreift ihn an der Banken mächtigem Orte,
denn es fehlet den Konten das unrecht erworbene Gut.
Da weint er vor Schmerzen und Wut;
Der schändliche Lohn ist seiner nicht mehr!
Zum Richter bringt man des Einfältigen Mähr,
doch der fühlt kein menschliches Rühren
und lässt schnell in den Gerichtssaale ihn führen.
Angstvoll blickt er zum Richter und reicht ihm die Hand.
Darauf spricht er: „Es ist euch gelungen,
Ihr habt meine Konten bezwungen.
Doch erweist mir Gnade vor Abschiebung in mein Land –
auf mich warten ja doch nur Kerker und Schand‘.“
Doch jener spricht: „Es wird dir nicht gewähret die Bitte,
von eurem Bunde bleib nur noch ich, der lachende Dritte!“
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